Die meisten Branchenmessen sind für viele Aussteller und Besucher eine Art Familientreffen. Das gilt auch für die zweitgrößte deutsche Musikmesse Pop Up. Am Samstag trafen sich Musiker, Agenten, Plattenfirmen und Magazine dazu auf dem alten Leipziger Messegelände. Und manche von ihnen scheinen sich zu freuen, dass sie überhaupt noch dabei sind. Denn die Familie wird kleiner. „Seit ungefähr 2002 stellen wir jedes Jahr fest, dass einige der Kontakte und Aussteller auf unseren Listen einfach weg sind“, sagt Matthias Puppe vom Organisatorenteam der Pop Up.
Das überrascht nicht, ist die Musikindustrie doch seit dem Einbruch des Tonträgermarktes in einer schwierigen Lage. Zwar spürt die Pop Up selbst nach eigenen Angaben bisher keine Auswirkungen der internationalen Finanzkrise. Doch geben sich Besucher durchaus ernüchtert von ihrem beruflichen Musikalltag.
So ist etwa für den Chef der Hamburger Plattenfirma „tapete“, Gunther Buskies, die gelöste Stimmung während der Messe kein Dauerzustand. Seit 2002, als Buskies den Schritt gewagt und „tapete“ gegründet hat, gab es manche unruhige Nächte, viele kleine und große Krisen. Und eine Einsicht: „Die Abwärtsspirale ist am Grund eingeschlagen und kann sich nicht tiefer drehen.“ Der Musikmarkt sei schon „auf das hoffentlich kleinste zu erwartende Niveau geschrumpft“. Andere Branchen treffe es deshalb sicherlich härter, fügt Buskies hinzu. „Uns wurden eben schon sämtliche Arme und Beine amputiert. Viel mehr kann man nicht verlieren.“
Neue Bands haben es in diesem Umfeld zunehmend schwerer, davon kann auch das „Familientreffen“ Pop Up nicht ablenken. Und die aktuelle Krise sorgt hier nicht eben für Entspannung. Knut Stenert ist einer, der das gerade schmerzlich zu spüren bekommt. Der 36-jährige Münsteraner mit blondem Wuschelkopf und Drei-Tage-Bart ist in der deutschen Musiklandschaft kein Unbekannter. Mit seiner Band Samba hat er Erfolge gefeiert, unzählige Male in ganz Deutschland gespielt, sieben Alben veröffentlich. Reich ist Stenert damit nicht geworden, seinen Job als Rechtsanwalt macht er bis heute. Die vergangenen Monate waren ganz seinem neuen Projekt „Knut und die herbe Frau“ gewidmet: Nach monatelanger Arbeit wurde eben das Album veröffentlicht. Doch jetzt bleiben die Rezensionen aus. Stenerts Erklärung: „Die aktuelle Krise wirkt sich stark auf Printmedien aus. Es ist zurzeit noch schwieriger, in bestimmten Zeitschriften ohne Anzeigen zu schalten, überhaupt zu erscheinen oder mit einer neuen Platte besprochen zu werden.“
Quelle: DDP
[via]
„Überleben trotz YouTube“, Artikel in der taz
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