Kai Schmidt verteidigt Initiative Musik

In einem Leserbrief an MusikWoche nimmt Kai Schmidt, Geschäftsführer RepoRecords, zu Berthold Seligers kritischem Artikel zum „Subventions-Pop“ und der Initiative Musik Stellung, den der Veranstalter in der „Berliner Zeitung“ publiziert hatte. „In einem Punkt kann ich Herrn Seliger voll zustimmen, die Summe, die der Initiative Musik zur Verfügung steht, ist im Vergleich zur deutschen Filmförderung oder auch anderen eher fragwürdigen Subventionen, die zur Zeit getätigt werden, ein schlechter Witz“, schreibt Schmidt, der dem Konzertveranstalter noch in einem anderem Punkt folgt: Dass mit Polarkreis 18 eine Band, die bei Universal unter Vertrag steht, gefördert werde, beinhalte „Diskussionsbedarf“.

Doch Schmidt relativiert: „Aber wir leben nun einmal in einer Demokratie, und, wenn ich es selber auch kritisch betrachte, kann man hier keine Grenze ziehen – vor allem, wo will man sie denn ziehen? Es geht hier ja nicht um das Label allein, sondern um Label und Künstler, die gemeinsam gefördert werden. Sollen die Labels jetzt vielleicht noch erst ihren Jahresgewinn ausweisen, um so zu entscheiden, ob eine Band in Verbindung mit diesem Label förderungswürdig ist?“ Zudem habe die Initiative Musik bereits auswahlkriterische Rahmenbedingungen geschaffen „wie zum Beispiel, dass ein förderungswürdiger Künstler bisher keinen Goldstatus erreicht haben darf“, so Schmidt.

In vielen anderen Punkten könne der RepoRecords-Geschäftsführer Berthold Seligers Argumentation gar nicht folgen. „Will er sich anmaßen, zu entscheiden, dass die geförderten Bands langweilige Musik machen? Hat er sich überhaupt schon einmal mit den geförderten Bands auseinandergesetzt? Und am allerschlimmsten finde ich die Aussage, dass deutsche Popmusik im Ausland niemanden interessiert. Hier gibt es mehr als ein Beispiel, das zu wiederlegen, von Rammstein bis zu Dieter Bohlen gibt es eine Vielzahl an deutscher Popmusik, die internationale Anerkennung erhalten hat. Diese Aussage halte ich für sehr bedenklich, unbedacht und schädlich“, betont Schmidt.

„Ich selbst bin als Label mit einer meiner Bands Nutznießer der Initiative Musik“, legt Schmidt dar. „Durch die Initiative Musik Förderung wurden uns ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Zum ersten Mal konnten wir TV-Werbung für eine unserer Bands schalten. Zum ersten Mal hatten wir einen Video-Clip einer unserer Bands auf Heavy-Rotation bei einem Musiksender. Die Band konnten wir durch ganz Europa auf Tour schicken, und es bestand durchaus auch in nicht deutschsprachigen Ländern ein großes Interesse. Jetzt nach Ablauf der Förderung geht die Reise für unsere Band weiter. Im nächsten Monat treten sie in Brasilien auf einem Festival auf.“

„Vieles von dem Erreichten wäre ohne die Förderung der Initiative so nicht möglich gewesen, und gerade in der heutigen Zeit ist eine Förderung wie die der Initiative wichtiger denn je“, bilanziert Schmidt. Denn jungen Künstlern sei es heute „gar nicht mehr möglich, sich allein über die Verkäufe eines Debütalbums zu finanzieren, und für das Label lohnt sich ein Debüt in der Regel auch nicht mehr“, ergänzt er.

„Sollte also der Staat so deutsche Popmusik fördern? Meine Antwort ist ein ganz eindeutiges ‚Ja'“, schreibt der Labelbetreiber. „Die von Herrn Seliger angesprochenen Förderungsmöglichkeiten sehe ich als eine gute Ergänzung, nicht aber als Alternative“, meint Schmidt mit Bezug auf Seligers Vorschläge hinsichtlich umfassender Spielstättenförderung und der Öffnung von Klassikkonzertsälen für die so genannte U-Musik.

Quelle: musikwoche.de

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