Der Medienwissenschaftler Stephan Weichert hatte trübe Aussichten für Journalisten zum Mainzer Mediendisput mitgebracht. Der Professor an der Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg gab eine Prognose ab, die nicht nur Menschen, die mit Journalismus ihr täglich Brot verdienen, beunruhigen sollte: «Ein Markt für Qualitätsjournalismus wird noch zehn Jahre lang existieren», sagte Weichert bei der Medienveranstaltung im ZDF-Sendezentrum auf dem Mainzer Lerchenberg.
Für Journalisten gebe es keine Existenzgarantie, sagte Weichert. Parallel zum Abstieg der herkömmlichen Medien erwartet er eine Professionalisierung der Internet-Blogs. In absehbarer Zeit werde es wohl keine herkömmlichen Berufsjournalisten mehr geben: Für Journalisten könne die Arbeit künftig darin bestehen, auf eigenen Internetplattformen Inhalte zu publizieren und damit auch Einkünfte zu erzielen. In den USA gebe es bereits erste Ansätze dafür, sagte Weichert.
Er warb zugleich um Verständnis für Medienunternehmen, die ihre Mitarbeiter zu schlechten Bedingungen beschäftigen. Nicht nur Journalisten, sondern auch Verlage hätten Zukunftsangst: «Auch die Verleger wissen, dass ihr Geschäftsmodell dem Tode geweiht ist.» Dagegen übte Gerhard Manthey von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi scharfe Kritik an der Honorarpolitik der Verlage. Selbst in wirtschaftlich guten Zeiten seien nur die Gewinne, aber nicht die Honorare gestiegen. «Viele freie Kollegen arbeiten auf Hartz-IV-Niveau», sagte Manthey. Besonders «unsittlich» sei die inzwischen weit verbreitete Forderung an freie Mitarbeiter, bei Presseterminen nicht nur zu berichten, sondern auch Anzeigen anzuwerben. mehr